Berlin träumt vom Pool auf dem Hochhausdach – Wien zeigt, wie’s geht

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Das Schwimmen in Berlin hat sich zu einer komplizierten Angelegenheit entwickelt. Obwohl die Stadt von Wasserwegen durchzogen ist, sind diese zum Baden ungeeignet, wie das Beispiel der Spree zeigt, wo die Wasserqualität gesundheitliche Risiken birgt. Die Situation in den öffentlichen Freibädern ist ebenfalls angespannt: Umfassende Sicherheitsmaßnahmen, darunter erhöhte Zäune und Stacheldraht, sollen die Zugänge kontrollieren, was zu hohen Kosten und einem Gefühl der Unsicherheit führt. Diese Entwicklung spiegelt eine paradoxe Realität wider: Während die Nachfrage nach Abkühlung in der heißen Jahreszeit steigt, wird der Zugang zu öffentlichen Bädern zunehmend erschwert.

Die Berliner Bäderbetriebe haben allein für Sicherheitsmaßnahmen in diesem Jahr 2,5 Millionen Euro veranschlagt, eine Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Investitionen deuten auf eine besorgniserregende Entwicklung hin, die das Badevergnügen für die Bürger stark einschränkt. Die Linke in Berlin schlägt als Lösung vor, Dachpools in kommunalen Neubauprojekten zu integrieren, um lange Warteschlangen und überfüllte Bäder zu vermeiden. Diese Idee, so die Landesvorsitzende Kerstin Wolter, soll das Baden für alle zugänglich machen und als „sozial gerecht“ wahrgenommen werden, anstatt ein Luxus zu sein.

Doch die Umsetzung solcher Visionen stößt in Berlin auf erhebliche Hindernisse, insbesondere finanzieller und physikalischer Natur. Ein Standard-Dachpool würde beispielsweise 562,5 Tonnen Wasser fassen, was eine enorme Belastung für die Gebäudestruktur darstellt und mit hohen Baukosten verbunden ist. Hinzu kommen hohe Versicherungspflichten, Instandhaltungskosten und der Bedarf an Bademeistern, die die Betriebskosten weiter in die Höhe treiben. Diese Herausforderungen lassen die Idee von Dachpools in Berlin utopisch erscheinen, insbesondere angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt.

Ein Blick über die Grenzen nach Wien, das als Vorbild im sozialen Wohnungsbau gilt, zeigt jedoch, dass solche Konzepte nicht unerreichbar sind. Dort wurde in den 1970er Jahren ein großes Wohnprojekt mit einem Dachpool realisiert, das günstige Mieten und hohe Lebensqualität vereint. Dieses Projekt, initiiert von dem visionären Architekten Harry Glück und unterstützt von der sozialdemokratischen Stadtverwaltung, beweist, dass es möglich ist, hochwertige Wohnkonzepte für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen. Im Gegensatz dazu scheint Berlin in einer Spirale aus Problemen und überteuerten Lösungen gefangen zu sein, die von einem Mangel an Mut und Weitsicht seitens der politischen Führung zeugen. Die Frage bleibt, warum die SPD, als älteste Partei Deutschlands, es versäumt, solche pragmatischen und sozialen Lösungen anzugehen, anstatt sich in Debatten über unrealistische Projekte zu verlieren.

Während Paris Milliarden in die Sanierung der Seine steckt, um das Flussschwimmen wieder zu ermöglichen, bleiben Berlins Wasserwege ungenutzt und die Freibäder überfordert. Die Idee von Dachpools in Berlin mag auf den ersten Blick verlockend klingen, scheitert jedoch an der praktischen Umsetzbarkeit und den enormen Kosten. Das Wiener Modell hingegen beweist, dass eine Kombination aus sozialem Wohnungsbau und Lebensqualität durch innovative Architektur realisierbar ist. Es ist an der Zeit, dass Berlin und Deutschland von solchen Beispielen lernen und sich den wahren Herausforderungen des bezahlbaren und lebenswerten Wohnens stellen, anstatt in unerreichbaren Träumen zu verharren.

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