Die deutsche Gastronomielandschaft erlebt derzeit eine herausfordernde Phase, die viele Betriebe an den Rand ihrer Existenz drängt. Zahlreiche Restaurants und Kneipen kämpfen ums Überleben oder müssen, wie das renommierte „Liebling am Mühlenbach“, nach jahrelangem Bestehen die Türen schließen. Diese Entwicklung ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, die sich in den letzten Jahren kumuliert haben und die Branche nachhaltig belasten.
Neben den gestiegenen Betriebskosten, die von Energie über Mieten bis hin zu Lebensmitteln reichen, plagt die Gastronomie ein gravierender Personalmangel, der mit erhöhten Lohnkosten einhergeht. Die unsicheren Wetterbedingungen, die sich direkt auf Biergärten und Außengastronomie auswirken, sowie ein immenser Konkurrenzdruck, insbesondere in städtischen Gebieten, verschärfen die Lage zusätzlich. Auch wenn die Corona-Pandemie offiziell überwunden ist, hallen ihre wirtschaftlichen Nachwirkungen in Form veränderter Konsumgewohnheiten und finanzieller Engpässe noch immer nach. Die Branche sieht sich einem tiefgreifenden Wandel gegenüber, der nicht nur traditionelle Dorfkneipen, sondern auch etablierte Innenstadtlokale betrifft.
\nDie prekäre Lage der deutschen Gastronomie
\nDas Restaurant Liebling am Mühlenbach, dessen Biergarten einst als einer der schönsten Deutschlands ausgezeichnet wurde, sieht sich gezwungen, nach zehn erfolgreichen Jahren den Betrieb einzustellen. Die Pächter, Kathy Stuckmann und Christian Otto, haben ihre Kündigung zum nächstmöglichen Termin im Januar eingereicht, da die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Betriebs nicht mehr gegeben ist. Christian Otto betonte in einem Interview mit der „WAZ“, dass die gestiegenen Personal- und Lohnkosten eine erhebliche Belastung darstellen. Hinzu kommen explodierende Energiekosten und höhere Einkaufspreise für Lebensmittel, die die Betreiber vor große Herausforderungen stellen, da gleichzeitig die hohe Qualität der Speisen und Dienstleistungen aufrechterhalten werden soll. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Wetter: Ein Sommer mit vielen Schlechtwettertagen, wie der vergangene, wirkt sich direkt auf die Einnahmen aus, während die Pachtkosten konstant bleiben.
\nDie Situation des Restaurants Liebling ist kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die gesamte deutsche Gastronomie. Laut einer Prognose des Ifo-Instituts könnte jedes dritte Restaurant in Deutschland in diesem Jahr die Schließung verkünden. Die Zahlen der letzten Jahre untermauern diese düstere Aussicht: Zwischen 2020 und 2023 mussten bereits rund 48.000 Betriebe den Geschäftsbetrieb einstellen, und etwa 6.000 Lokale meldeten Insolvenz an, wie aus einem Bericht von „Gastprodo“ hervorgeht. Besonders betroffen sind traditionelle Dorfkneipen und Restaurants in Innenstadtlagen, die einem immensen Überlebenskampf ausgesetzt sind. Die Branche leidet nicht nur unter den direkten Kostensteigerungen, sondern auch unter einem chronischen Personalmangel, der es erschwert, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Diese Faktoren zusammen schaffen ein Klima der Unsicherheit, in dem viele Gastronomen keine Perspektive mehr für ihre Zukunft sehen.
\nUrsachen des Gastro-Sterbens in Deutschland
\nDie Gründe für das anhaltende Sterben in der deutschen Gastronomie sind vielfältig und komplex, reichen aber weit über die direkten Auswirkungen der Pandemie hinaus. Eine der größten Herausforderungen sind die massiven Kostensteigerungen, die alle Bereiche des Betriebs betreffen. Energiepreise für Strom und Gas haben sich in den letzten Jahren drastisch erhöht, was die Betriebskosten, insbesondere für Küchen und Heizung, stark in die Höhe treibt. Auch Mieten, vor allem in attraktiven Lagen, sind stetig gestiegen und belasten die Gewinnmargen zusätzlich. Ein weiterer entscheidender Faktor sind die Einkaufspreise für Lebensmittel und Getränke, die aufgrund von Inflation und globalen Lieferkettenproblemen stark angezogen haben. Diese Preissteigerungen können nicht vollständig an die Gäste weitergegeben werden, ohne die Nachfrage zu gefährden, was die Rentabilität der Betriebe zusätzlich schmälert.
\nEin weiteres gravierendes Problem ist der Personalmangel, der die gesamte Gastronomiebranche plagt. Es wird immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Dies führt nicht nur zu einem erhöhten Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter, sondern auch zu steigenden Lohnkosten, da Betriebe im Wettbewerb um Arbeitskräfte höhere Gehälter anbieten müssen. Viele Arbeitskräfte, die während der Pandemie die Branche verlassen haben, sind nicht zurückgekehrt, was die Personalsuche noch erschwert. Hinzu kommen veränderte Gästebedürfnisse: Ein wachsender Trend zu regionalen und saisonalen Produkten erfordert eine Anpassung der Speisekarten und Lieferketten, was für kleinere Betriebe logistisch und finanziell anspruchsvoll sein kann. Auch die erhöhte Nachfrage nach authentischen Gerichten und kurzen Transportwegen stellt neue Anforderungen an die Betreiber. Schließlich hat der wachsende Konkurrenzdruck, insbesondere durch eine steigende Anzahl neuer Gastronomiebetriebe in den Innenstädten, die Situation verschärft. Viele Restaurants müssen sich in einem immer enger werdenden Markt behaupten, was zu einem Preiskampf und einer weiteren Reduzierung der Gewinnmargen führen kann. All diese Faktoren zusammen bilden einen toxischen Cocktail, der das Überleben vieler Gastro-Betriebe in Deutschland bedroht.